Nummern der Entrechtung
Interaktives Audio Objekt |
52 x 33 x 18 cm, L x B x H |
2025 |
1/1 |
Mit meinem interaktiven Objekt nehme ich Bezug auf das Buch „Als unsichtbare Mauern wuchsen“ von Ingeborg Hecht. Dieses Werk erzählt eindrucksvoll von den Auswirkungen der nationalsozialistischen Rassengesetze auf das Leben der jüdischen Bevölkerung und dokumentiert die allmähliche soziale Ausgrenzung. Mein Ziel war es, diesen Prozess der Entrechtung und die zerstörerische Kraft staatlich legitimierter Diskriminierung in einer interaktiven Form erlebbar zu machen.
Das zentrale Element meines Objekts ist ein alter Koffer, der für mich ein Symbol für Flucht, Verlust und Aufbruch ist. Auf diesem Koffer habe ich eine Wählscheibe eines Telefons installiert, die als Schnittstelle dient. Besucher:innen sind eingeladen, Zahlen zwischen 1 und 56 zu wählen. Jede Zahl steht für einen spezifischen Paragraphen oder eine Anweisung der Rassengesetze, die über die Lautsprecher des Objekts wiedergegeben wird. Die Stimmen, die die Texte vortragen, klingen sachlich und bürokratisch, um die kalte Mechanik der damaligen Gesetzgebung zu verdeutlichen.
Wählt man die „0“, ertönt die Stimme von Ingeborg Hecht selbst. Ihre Worte geben dem Werk eine persönliche und emotionale Dimension. Sie erinnert uns daran, dass hinter den Paragraphen menschliche Schicksale stehen – Einzelschicksale, die durch diese Gesetze zerstört wurden.
Ein weiteres wesentliches Element des Objekts ist ein altes Blitzlicht, das beim Näherkommen aufleuchtet. Das blaue Licht steht symbolisch für die Erinnerung – eine Mahnung, hinzuschauen und sich der Vergangenheit zu stellen. Es beleuchtet zugleich die Funktion der Kunst, das Unsichtbare sichtbar zu machen und den Blick zu schärfen.
Mit diesem Werk möchte ich einen Raum schaffen, der zur Reflexion und zum Dialog einlädt. Es ist mein Versuch, die Geschichte auf eine Weise zu vermitteln, die nicht nur verstandesmäßig, sondern auch emotional und sinnlich erfahrbar ist.